Persönliche Mobility Erfahrung: Als Kunde des Carsharinganbieters Mobility war ich bisher eigentlich immer zufrieden mit dem Angebot und der Flexibilität. Doch nun musste ich eine sehr negative Erfahrung machen, die mich dazu veranlasst hat, einen kritischen Blick auf das Kleingedruckte in den AGB zu werfen. In diesem Erfahrungsbericht möchte ich meine persönlichen Erlebnisse mit Mobility schildern und aufzeigen, welche Fallstricke in den Vertragsbedingungen lauern können.

Vorteile von Mobility Carsharing

Carsharing erfreut sich immer größerer Beliebtheit, gerade in Städten und bei Menschen, die nur gelegentlich ein Auto benötigen. Mobility ist in der Schweiz der größte Anbieter in diesem Bereich und verfügt über eine Flotte von rund 3.000 Fahrzeugen an 1.500 Standorten. Das Konzept ist einfach: Man meldet sich online im Kunden-Account an, reserviert ein Auto in der Nähe und nutzt es für die gewünschte Zeit. Abgerechnet wird dann nach gefahrenen Kilometern und Nutzungsdauer.

Positive Mobility Erfahrung

  • Große Verbreitung und viele verschiedene Fahrzeuge und Typen
  • Eigenes Auto nicht mehr nötig
  • Keine Unterhaltskosten
  • Keine Versicherungskosten
  • Keine Kosten für Treibstoff oder Strom (ist alles im Preis inbegriffen)

Der große Vorteil von Mobility liegt darin, dass man sich um Dinge wie Versicherung, Reparaturen, Reifenwechsel oder Reinigung nicht kümmern muss – zumindest nicht im normalen Gebrauchsumfang. Bei ausserordentlicher Verschmutzung muss man das Auto selbst reinigen oder die Reinigung könnte einem verrechnet werden (gemäß AGB).

Der Hauptvorteil von Mobility oder überhaupt von Carsharing ist, dass die hohen Fixkosten für ein eigenes Auto entfallen.

So weit, so gut. Doch es gibt auch gravierende Schattenseiten, wie ich nun am eigenen Leib erfahren musste.

Schwächen von Mobility

  • Hohe versteckte Kosten selbst bei einem kleinen Schaden, den manch ein Autobesitzer möglicherweise noch nicht mal reparieren lassen würde.
  • Sogar mit der Haftungsreduktion können eigentlich kleinere Dinge (oder eher Bagatellen oder Verschleiß) schnell sehr teuer werden.
  • Verschleiß oder Abnützung im Gebrauch kann dem Kunden als Schaden angelastet werden.
  • Keine kulante Regelung, wenn mal etwas bricht oder kaputtgeht.

Versicherung bei Mobility Carsharing

Bei Mobility sind Nutzer im Schadenfall umfassend versichert. Die Versicherung umfasst eine Haftpflichtversicherung, die Schäden an Dritten abdeckt, eine Vollkaskoversicherung für Schäden am gemieteten Fahrzeug sowie eine Insassenversicherung, die für Verletzungen der Mitfahrenden aufkommt. Diese Versicherungen sorgen im Fall eines Unfalles für eine grundlegende Absicherung, jedoch sollten Kunden unbedingt die genauen Vertragsbedingungen und den Selbstbehalt beachten, um keine unerwarteten Kosten zu riskieren.

Selbstbehalt bei Mobility

Trotz der umfassenden Versicherung bei Unfällen trägt der Kunde im Schadenfall einen Selbstbehalt von CHF 5’000 pro Schadenfall –  für Junglenker und Neulenker kommen noch weitere Zulagen dazu. Selbst kleinere Schäden können somit spürbare Kosten verursachen.

Um dieses Risiko zu minimieren, bietet Mobility eine Haftungsreduktion an.

Mobility Haftungsreduktion

Für ab ca. CHF 129 bis CHF 210 pro Jahr kann der Selbstbehalt auf CHF 1000, CHF 250 oder gar auf CHF 0 gesenkt werden, je nach gewählter Stufe der Haftungsreduktion. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, für CHF 20 pro Fahrt diese Haftungsreduktion zu lösen oder ab CHF 39 für 3 Monate.

Wichtig zu wissen ist, dass diese Haftungsreduktion pro Person und nicht pro Haushalt gilt, was für Mehrfachnutzer eines Haushalts erhebliche Mehrkosten bedeuten kann. Zudem wird die Jahresoption automatisch verlängert (auch die 3.monatliche), falls sie nicht rechtzeitig, d.h. bis spätestens 7 Tage vor Verlängerung gekündigt wird. Die Kündigung erfolgt ganz einfach über die entsprechende Einstelung im Kundenportal.

Die folgende Tabelle zeigt eine Übersicht der verschiedenen Stufen der Mobility Haftungsreduktionen und deren Selbstbehalt:

Haftungs-
reduktion
Kosten Haftungs-
reduktion 3 Monate
Kosten Haftungs-
reduktion pro Jahr
Verläng.Kündig.Selbst-
behalt
Bearbeit.-
gebühr
Keinenicht zutreffendnicht zutreffendnicht zutreffendnicht zutreffendbis zu 5000 CHFmax. 100 CHF
S39 CHF129 CHFautom. gemäss Laufzeitper Ende Laufzeit1000 CHFmax. 100 CHF
M51 CHF169 CHFautom. gemäss Laufzeitper Ende Laufzeit250 CHFmax. 100 CHF
L63 CHF209 CHFautom. gemäss Laufzeitper Ende Laufzeit0 CHFmax. 100 CHF

Meine gewählte Mobility Haftungsreduktion

Seit längerer Zeit war ich Mobility-Kunde und hatte zusätzlich die angebotene Haftungsreduktion „M“ für ca. 200 Franken pro Jahr abgeschlossen. Damit reduziert sich der Selbstbehalt im Schadensfall auf maximal 250 CHF, zuzüglich einer Bearbeitungsgebühr von 100 CHF – ohne Haftungsreduktion ist der Selbstbehalt bis 5000 CHF.

Denn im Fall der Fälle möchte man ja nicht wirklich hohe Kosten aus eigener Tasche berappen, wenn es dumm laufen sollte und man einen Schaden selbst verursachen sollte. Was ich jedoch nicht berücksichtigte, war, dass das auch kleine Schäden oder Missgeschicke betreffen kann – es muss kein Unfall sein.

Meine negative Mobility Erfahrung

Kürzlich habe ich wieder einmal ein Auto bei Mobility gemietet, diesmal einen VW e-up. Beim Abstecken des Ladekabels hat sich jedoch der Ladestecker etwas verklemmt oder war nicht richtig entriegelt, denn er wollte sich nicht von der Ladebuchse abziehen lassen. Beim etwas fester daran ziehen hat er sich dann ruckartig gelöst und dabei bin ich mit dem Stecker leicht gegen die Haltenase der offenen Ladeklappe gestossen. Durch diesen eigentlich nur leichten Stoss ist die Ladeklappe am Scharnier angerissen und schliesslich abgebrochen. Für mich war das ganz klar ein Fall von sozusagen Verschleiss während des Gebrauchs, da die Ladeklappe ja sicher nicht gleich kaputtgehen dürfte, wenn man zum ersten Mal leicht dran stösst.

VW e-up Ladeklappe abgebrochen, Blick auf die Bruchstelle am Scharnier

VW e-up abgebrochene Ladeklappe

Auf jeden Fall habe ich mir da nicht viele Gedanken darüber gemacht, es war ja im Grund genommen eine Bagatelle. Das Auto kommt auch ganz gut mal ein paar Tage ohne diese Ladeklappe aus Kunststoff aus, denn durch den schwarzen Gummistopfen ist der Ladeanschluss trotzdem hinreichend vor Wasser und Schmutz geschützt.

Ausserdem wäre die abgebrochene Ladeklappe des VW e-up wahrscheinlich sogar mit einem guten Kleber ganz gut zu reparieren gewesen oder mittels Kunststoffschweissen.

Wurde das Teil evtl. bereits schon mal durch Kleben repariert?

Oder wird es im Original schon so hergestellt?

Könnte sein, denn an der Bruchkante sieht es so aus, als ob das Teil mit dem Scharnier nur verklebt gewesen wäre.

Nach meiner Rückkehr und dem Parkieren des VW e-up an seinem Standort beim Bahnhof habe ich Mobility dann per E-Mail über das Missgeschick informiert und 2 Bilder zur Dokumentation mitgeschickt. Damit war für mich die Sache erledigt – zumindest erstmal.

Mobility Erfahrung – Böses erwachen knapp 4 Wochen später

Denn da flatterte nämlich eine Rechnung von Mobility in Höhe von 350 Franken in mein E-Mail-Postfach, bestehend aus dem reduzierten Selbstbehalt (250 CHF) plus Bearbeitungsgebühr (100 CHF). Ich finde das eine absolute Frechheit. Schließlich kann ich als Kunde ja nicht wissen, wie oft die Ladeklappe schon strapaziert wurde und wie viele andere Fahrer dieses Autos auch schon daran gestossen sind.

Und vielleicht wurde die Ladeklappe ja sogar schon einmal quasi provisorisch repariert.

In meinen Augen handelt es sich hier sowieso um einen mehr oder weniger normalen Verschleiß, wie er eben im Kontext von Carsharing und Autoverleih wohl durchaus vorkommen kann, wenn ein Auto von sehr vielen verschiedenen Leuten genutzt wir​d. Statt kulant zu sein, wälzt Mobility die Kosten einfach auf den Kunden ab, der als Letzter das Pech hatte – quasi nach dem Motto „den letzten beissen die Hunde“. Das ist für mich wirklich eine riesige Sauerei und  könnte man auch als Abzocke bezeichnen!

Mobility Erfahrung: Das Kleingedruckte in den AGB

Genau hier kommen die Fallstricke in den AGB zum Tragen. Liest man das Kleingedruckte genau durch, sieht man, dass der letzte Kunde im Schadensfall immer zahlen muss – egal ob er den Schaden verschuldet hat oder unter welchen Umständen auch immer etwas kaputtgeht. Eine absolute Frechheit, wie ich finde!

Rückblickend und mit dieser Erfahrung würde ich heute wohl einfach die abgebrochene Ladeklappe mit Sekundenkleber kleben, statt den Vorfall ehrlich zu melden. Das Kleben hätte mit Sicherheit auch eine Zeit lang gehalten. Dann wäre die Ladeklappe einfach irgendwann bei jemand anderem abgefallen – ich hätte mir jedoch die 350 Franken sparen können. Aber für Ehrlichkeit wird man bei Mobility offensichtlich nicht belohnt, sondern ganz im Gegenteil sogar bestraft.

Hartnäckig reklamieren nützte nichts

Natürlich habe ich sofort reklamiert und jegliche Schuld von mir gewiesen und auch darauf aufmerksam gemacht, dass ich ja bei weitem nicht die einzige Person war, die dieses Auto bisher gefahren hat.

Wie oft mag schon mal jemand an die geöffnete Ladeklappe gestossen sein?

Wie oft wurde die Ladeklappe vielleicht auch etwas unsanft bedient?

Es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis dieses Kunststoffteil an der Scharnieraufnahme bricht.

Nach mehrmaligem Intervenieren meinerseits gegen diese Rechnung wurde der Fall dann intern bei Mobility nochmals geprüft. Das Ergebnis dieser Prüfung war aber, dass es bei der ursprünglichen Begründung für diese Rechnung blieb und ich sie zahlen müsse.

Fazit meiner Mobility Erfahrung

Alles würde schon etwas anders aussehen, wenn ich die einzige Person gewesen wäre, die dieses Auto gefahren hätte. Denn wenn niemand vor mir dieses Teil quasi „vorschädigen“ oder „überbeanspruchen“ hat können, nur dann wäre ich der alleinige Verursacher des Schadens gewesen.

Nach dieser negativen Erfahrung kann ich Mobility leider nicht mehr guten Gewissens weiterempfehlen. Zwar ist das Konzept an sich toll und die Fahrzeuge sind in gutem Zustand. Aber die Gefahr versteckter Kosten bei eigentlichen Bagatellschäden ist einfach zu groß, sogar mit der Haftungsreduktion „M“, die ja auch nicht gerade billig ist.

Hier versucht Mobility ganz klar aus Verschleißerscheinungen möglichst noch Profit zu schlagen, statt kundenorientiert und kulant zu Gunsten des Kunden zu handeln. Das ist kein wirklich faires Geschäftsgebaren und führt bei mir als Kunde zu großem Frust und Ärger.

Finger weg von Mobility, wenn man nicht Gefahr laufen will, plötzlich massiv zur Kasse gebeten werden zu können wegen Kleinigkeiten oder Dingen, die eher als normale Abnützung zu sehen sind und weniger als Schaden. Im Kleingedruckten von Mobility lauern die Fallstricke.

Mögliche Lösung für dieses Problem

Neben den Haftungsreduktionen „S“ und „M“ bietet Mobility auch noch die etwas teurere Haftungsreduktion „L“ an, bei der dann im Schadenfall der Selbstbehalt bei 0 CHF liegt. Wenn schon, dann sollte man unbedingt die Haftungsreduktion „L“ wählen, um sich vor hohen Kosten auch wirklich schützen zu können.

Tipp an Mobility-Kunden

  • Die AGB und das Kleingedruckte unbedingt vorher ganz genau lesen.
  • Haftungsreduktion „L“ abschliessen.
  • Vor jeder Fahrt unbdeingt das Auto ganz genau auf Schäden und Gebrauchsspuren untersuchen und Fotos als Beweis machen.
  • Festgestellte Mängel oder auch Kratzer und ähnliches unbedingt sofort vor Fahrtantritt telefonisch oder über die App melden.
  • Es empfiehlt sich auch nach der Fahrt Fotos des Autos zu machen, um im Fall der Fälle belegen zu können, dass das Fahrzeug zu diesem Zeitpunkt noch in Ordnung war.

Alternative zu Mobility

Eine Alternative zu Mobility könnte möglicherweise ein Auto-Abo zu einem monatlichen Fixpreis sein, beispielsweise bei Carify. Mit meinem persönlichen Rabatt-Code „TB534“ (einzugeben an der Kasse) erhältst Du bei Carify einen Rabatt in Höhe von 200 CHF.

 

 

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